In meinen letzten Beiträgen zur Blogserie Biologisches Alter habe ich euch erklärt, was euer biologisches Alter ist, warum ihr es wissen möchtet und welche Risiken mit diesem Wissen verbunden sein können.

Im diesem Teil der Blogserie zum Biologischen Alter werde ich euch nun zeigen, wo ihr euch testen lassen könnt. Ich werde euch den deutschen Anbieter Cerascreen mit ihrem cerascreen® Genetic Age Test vorstellen. Aktuell gibt es in Deutschland im DTC-Bereich (direct to consumer, also für Endverbraucher mit Cerascreen leider nur einen einzigen Anbieter, bei dem ihr euer biologisches Alter testen lassen könnt. Dies liegt einerseits daran, dass dieses Thema noch relativ neu ist und andererseits aber auch an den Vorbehalten, die es bei uns generell (und immer noch) gegen DNA-Tests gibt.

In einem künftigen Teil der Blogserie erfahrt ihr dann noch etwas zu internationalen Anbietern wie bspw. aus UK (Muhdo Health DNA Transform) und aus den USA (Epimorphy myDNAge® epigenetic age determination test).

Inhaltsverzeichnis
Das Unternehmen Cerascreen
Der Cerascreen Genetic Age Test
Die Auswertung des Tests
Zwischenfazit zum Test
Quellen

Wie ihr bereits aus meinem letzten Beitrag wisst, habe ich einen der Tests an mir selbst durchgeführt. Ich habe mich dabei für den Test von Cerascreen entschieden.

Übrigens: bei Cerascreen müsst ihr praktischerweise nur eine Speichelprobe abgeben – wer also Blutabnehmen ziemlich unangenehm findet (so wie ich😉), kann sich hier beruhigt zurücklehnen und das Teststäbchen in den Mund nehmen.

Die Anbieter vergleiche ich dabei nach folgenden Kriterien:

  • Unternehmen
  • Test (Untersuchte Marker, Kosten des Tests, Dauer, bis ihr euer Testergebnis erhaltet, Wie seriös/aussagekräftig sind die Tests?)
  • Datenschutz
  • Bei den ausländischen Anbietern: Versand nach Deutschland;
  • Erfahrungsberichte und Onlinebewertungen

In einem separaten Artikel berichte ich euch dann davon, was bei meinem Test bei Cerascreen herausgekommen ist – noch habe ich kein Ergebnis.


Das Unternehmen Cerascreen

Das im Jahr 2012 gegründete, in Schwerin ansässige Unternehmen Cerascreen GmbH bietet diverse Selbsttests für zu Hause sowie Nahrungsergänzungsmittel an, zudem Kurse rund um das Thema Gesundheit. Einer der Selbsttests, die ohne Arzt bestellt und zu Hause gemacht werden können, ist der Genetic Age Test. Nach meinen Recherchen ist Cerascreen damit aktuell das erste und einzige Unternehmen mit Sitz in Deutschland, das einen Test zum biologischen Alter anbietet.[1]

Der Genetic Age Test, der seit Ende 2018 angeboten wird, wurde gemeinsam mit Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT [2] und des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME entwickelt.[3] Dem Test liegt nach den Angaben von Cerascreen ein optimiertes Verfahren zugrunde, das auf den Ideen Steve Horvaths aufbaut (siehe: Wie kann man das biologische Alter genetisch testen lassen?), aber neuere Daten und eigene Algorithmen nutzt.

Cerascreen hat die Funktionsweise inklusive einem kurzen Überblick zur Epigenetik in einem netten Video zusammengefasst:


Der Cerascreen Genetic Age Test

Cerascreen bewirbt ihren Test damit,

  • dass man mit dem Genetic Age Test nicht nur sein biologisches Alter erfährt…
  • …sondern auch mögliche Ursachen für seine Zellalterung …
  • …und dass sie einem individualisierte Empfehlungen geben, wie man den Alterungsprozess verlangsamen könne.

Unter dem Strich also einiges an Versprechungen – sehen wir, ob sie eingehalten werden! Zunächst bestellt man sich auf der Seite von Cerascreen den cerascreen® Genetic Age Test. Der Test kostet aktuell 399,00 €. Ich habe meinen Test nach der Bestellung ca. eine Woche später geliefert bekommen.

In der Test-Box ist ein Code-ID, mit der man sich entweder in der Cerascreen-App oder online anmelden kann und ein paar Fragen zur Person ausfüllen muss. Das Testergebnis wird einem dann auch online mitgeteilt.

Der Selbsttest funktioniert einfach:

  • Als erstens nimmt man mit einem Wattestäbchen einen Abstrich von seiner Mundschleimhaut
  • Dann schiebt man das Wattestäbchen in ein Probenröhrchen mit einer Konservierungsflüssigkeit, schüttelt es ordentlich durch und schickt das Ganze an das Labor zurück
  • Wichtig ist laut Anleitung, dass man den Abstrich in der Zeit von Sonntag bis Mittwoch macht; ich vermute, dass das sicherstellen soll, dass die Probe nicht übers Wochenende in der Post hängt

Die Auswertung des Tests

Die Auswertung dauert insgesamt nach Angaben von Cerascreen vier bis sechs Wochen.

Im Labor wird der Methylierungszustand an 70 bis 140 Stellen der DNA (den sogenannten CpG-Inseln) bestimmt (lest euch hierzu auch Wie kann man das biologische Alter genetisch testen lassen? durch). Die dabei gewonnenen Methylierungsdaten werden anschließend mit einer speziellen Software analysiert, die daraus auf das jeweilige „biologische Alter” schließt. Der entsprechende Algorithmus wertet im Gegensatz zu Horvaths Methode zwar nur 140 CpG-Inseln aus, kann aber dennoch nach den Angaben von Cerascreen das Alter präziser vorhersagen als Horvaths Uhr: auf +/- 2,5 Jahre. Grund dafür sei, dass die von Cerascreen ausgewerteten Biomarker besser mit dem biologischen Alter korrelierten. Allerdings ist nicht klar, mit welchen Patientendaten die Software gefüttert wurde. Ein beteiligter Fraunhofer Forscher gibt lediglich an, dass es sich um öffentlich zugängliche epigenetische Daten handle.[4] Aber welche Daten das genau sind, macht Cerascreen zur Zeit nicht publik – sind es Daten von Hundertjährigen? Oder – was aufgrund des starken Datenschutzes im Gesundheitsbereich in Deutschland eher zweifelhaft ist – eines repräsentativen Querschnitts der (deutschen) Bevölkerung? Oder sogar mit Daten von Alkohol ablehnenden, sich vegetarisch ernährenden und nicht rauchenden Sportlern?[5]

An dieser Stelle noch ein paar Gedanken zum Datenschutz: bei hochsensiblen Daten wie euren Gendaten sollten sich immer die Fragen stellen, ob der Anbieter die Daten an Dritte weitergibt – bspw. an Krankenkassen, Pharmaunternehmen oder Forschungseinrichtungen. Zudem ist wichtig, ob ihr ein Löschungsrecht habt, ob also die Daten beim Anbieter gelöscht werden müssen. Cerascreen gibt hierzu an, dass die im Test ermittelten Daten verschlüsselt werden – auch für das Laborpersonal -, bestens geschützt und nicht an Dritte weitergegeben. Auch am Fraunhofer-Institut selbst dürfe mit ihnen nicht geforscht werden.[6] Ob ihr ein Löschungsrecht habt, versuche ich aktuell noch herauszufinden.


Zwischenfazit zum Test

Ich kann euch zwar noch nicht berichten, wie zufrieden ich am Ende mit der Auswertung bin. Aber ein Blick in die Bewertungen anderer Kunden hilft auch weiter:

  • Insgesamt wird der Test von Cerascreen selbst basierend auf 6 Kundenmeinungen mit 4,5 von 5 möglichen Sternen bewertet. Neben nichts aussagenden Einzeilern ist dabei allerdings nur ein brauchbarer Kommentar, der kritisiert, dass der Test nur eine Abweichung vom chronologischen Alter angebe, nicht aber das biologische Alter. Meine Meinung dazu: diese „Abweichung“ zeigt ja gerade, was das biologische Alter ist. Ich sehe hier also kein Manko.
  • Etwas aufschlussreicher sind die Bewertungen bei Amazon. Dort wird der Test mit 3 von 5 Sternen bewertet, basierend auf 17 Kundenmeinungen. Kritisiert wird dort durchweg, dass der Testbericht sehr dürftig sei. Ich werde euch dazu berichten, sobald mein Ergebnis da ist. Zudem enthalte der Ergebnisbericht keinen Hinweis auf die Genauigkeit der Analyse. Finde ich aber auch nicht weiter wild: Eine kurze Recherche zeigt, welche Genauigkeit der Test hat (siehe meine Quelle [3]).

Sobald mein Ergebnis kommt, werde ich euch im nächsten Teil der Blogserie dazu berichten!


Quellen

[1] https://transkript.de/news/fraunhofer-test-zum-biologischen-alter.html

[2] https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2019/august/fitnesstest-fuers-erbgut.html

[3] https://transkript.de/news/fraunhofer-test-zum-biologischen-alter.html

[4] https://www.riffreporter.de/erbe-umwelt-peter-spork/epigenetische_uhr/

[5] https://transkript.de/news/fraunhofer-test-zum-biologischen-alter.html

[6] https://www.riffreporter.de/erbe-umwelt-peter-spork/epigenetische_uhr/